Hakluyt & Company

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Version vom 18. Januar 2013, 17:29 Uhr von UlrichMueller (Diskussion | Beiträge) (Arbeit für EADS ergänzt)
Hakluyt & Company
Branche Privater Nachrichtendienst/ Spionage
Hauptsitz London
Lobbybüro Deutschland
Lobbybüro EU
Webadresse hakluyt.co.uk

Hakluyt & Company ist ein umstrittener privater Nachrichtendienst, der vor allem für Großunternehmen und deren Manager Informationen beschafft. Gegründet wurde die Firma von ehemaligen Mitgliedern des Britischen Auslandsgeheimdienstes (bekannt als MI6). Laut einem der Gründer war die Idee dabei „für die Industrie das zu tun, was wir für die Regierung gemacht hatten“.[1] Im Jahr 2000 flog auf, dass Hakluyt für die Ölfirmen Shell und BP in den Neunzigern durch einen deutschen Spitzel Greenpeace und andere Umweltorganisationen ausspioniert hatte. Der Spitzel hatte sich dabei als linker Sympathisant und Dokumentarfilmer ausgegeben.

Aktuell stehen die bezahlten Tätigkeiten des CDU-Bundestagsabgeordneten Michael Fuchs für die Spionagefirma in der Kritik.[2]

Kurzdarstellung und Geschichte

Das Unternehmen wurde 1995 von ehemaligen Mitgliedern des Britischen Geheimdienstes, u.a. Christopher James und Mike Reynolds, gegründet.[3] Reynolds gründete den Terrorismusabwehr-Zweig des MI6 und war Leiter der deutschen MI6-Station. James leitete die MI6-Sektion, die für die Kontakte zu britischen Firmen zuständig war.[4]

Struktur, Geschäftsfelder und Finanzen

Das Hauptgeschäftsfeld von Hakluyt & Company ist die Informationsbeschaffung. Laut eigenen Angaben gehörten bereits 2001 ein Viertel der Unternehmen des britischen Aktienindexes FTSE 100 dem Kundenkreis von Hakluyt & Company an.[4] Dazu kommen weitere internationale Unternehmen.

Struktur und Strategien

Die Firma ist sehr verschwiegen. Über die genaue Arbeitsweise ist nur aus wenigen Medienberichten und einzelnen Skandalen etwas bekannt. Nach eigenen Angaben geht Hakluyt davon aus, dass die Kunden selbst schon die frei verfügbaren Informationen aus Publikationen oder Internet ausgewertet habe. Hakluyts bringe die Informationen und Einschätzungen von Leuten ein, „die die Länder kennen, die Eliten, die Unternehmen, die Medien vor Ort, die lokalen Umweltorganisationen, all die Faktoren, die in anstehende große Entscheidungen einfließen“.[5]

Nach einem Bericht der Financial Times von 2000 habe die Firma damals 100 „Associates“ in London und global gehabt. Dabei könne es sich um Journalisten handeln, Diplomatengattinnen, hochrangige Unternehmensvertreter, ehemalige Diplomaten oder Berater. Für einzelne Aufträge würden bis zu fünf dieser Associates nach London gerufen, gebrieft und dann mit unterschiedlichen Fragen zur Informationsbeschaffung losgeschickt.[6]

Fallbeispiele und Kritik

Spionage bei Greenpeace

2001 berichtete die Sunday Times, dass sowohl Shell als auch BP Hakluyt mit der Informationsbeschaffung bei Greenpeace beauftragte. Für Hakluyt war dabei Manfred Schlickenrieder verdeckt tätig, der sich als linker Sympathisant und Dokumentarfilmer ausgab. Schlickenrieder hatte selbst wiederum Verbindungen zu deutschen Geheimdiensten. Für Shell spionierte er verschiedene Organisationen aus, die gegen Shells Praktiken im in Nigeria protestierte. Für bp ging es vor allem darum, Informationen über eine geplante Greenpeace-Kampagne gegen neu Ölbohrungen im Atlankik zu bekommen und so die Kampagne besser abwehren zu können.[7]

Neil Heywoods Verbindungen zu Hakluyt

Nach der Ermordung des Geschäftmanns, Neil Heywood, in China[8] stellte sich heraus, dass der Brite Verbindungen zum MI6 hielt und darüber hinaus bei Hakluyt & Company beschäftigt wurde. Ein Sprecher von Hakluyt berichtete, Heywood habe gelegentlich für Hakluyt gearbeitet. [9][10] Anfang 2012 wurde bekannt, das Heywood von Gu Kailai ermordet wurde. Die Ehefrau des ehemaligen einflussreichen Politikers Bo Xilai, stand in einem geschäftlichen Verhältnis zu Heywood. Über die Tatursache existieren verschiedene Spekulationen. Die Zeit berichtete, Gu und Heywood hätten versucht, Gelder ins Ausland zu schaffen. Als der Plan drohte aufzufliegen, habe die Ehefrau des Spitzenpolitikers Heywood vergiftet. [11]

Arbeit für EADS zu Übernahmen in Russland/Asien

Nach einer Durchsuchung der Firmengebäude von EADS im Mai 2006 wurden Verbindungen zwischen dem Luftfahrt- und Rüstungskonzern und Hakluyt & Company bekannt. Bei der Durchsuchung fanden die Beamten Rechnungen über 1.8 Mio. Euro, adressiert an den Strategy Director, Jean-Louis Gregorin, von EADS.[12] Laut Intelligence Online recherchierte Hakluyt & Company 2004 unter der Leitung von Keith Craig über das russische Luft- und Raumfahrt Unternehmen Irkut.[12] Ende 2005 stieg EADS mit einer Firmenbeteiligung von 10% bei Irkut ein. [13] Anschließend beauftragte Gergorin Hakluyt, für EADS in Südkorea Nachforschungen über die Korean Aerospace Industries (KAI) und deren Führung anzufertigen. Zu der Zeit handelte EADS einen Deal mit KAI aus, über die Herstellung von 245 militärische Transporthelikoptern.[12][14]2007 berichtete Intelligence Online, Hakluyt arbeite auch weiterhin für EADS. Richard Fletcher, Managing Direktor von EADS UK habe zu dem Zeitpunkt als Kontaktperson fungiert.[15]


Weiterführende Informationen

Einzelnachweise

  1. Masters of the great game turn to business. Globalisation and cross border mergers are increasing demand for Hakluyt's brand of intelligence, Financial Times vom 23.3.2000, zitiert nach Eveline Lubbers: Secret Manoeuvres in the Dark. Corporate and Policy Spying on Activists. London 2012, S. 140. Eigene Übersetzung, im Original „the idea was to do for the industry what we had done for the government“.
  2. Sein Name ist Fuchs, Michael Fuchs, Stern vom 10.1.2013, S. 52. Siehe auch die Vorabmeldung online auf Stern.de.
  3. Change of Guard at Hakluyt, Financial Times Online vom 07.02.2006 abgerufen am 09.01.13
  4. 4,0 4,1 Eveline Lubbers: Secret Manoeuvres in the Dark. Corporate and Policy Spying on Activists. London 2012, S. 140ff.
  5. Präsentation von Michael Maclay (Hakluyt) über 'Recruiting Political Scientists' bei der Academia Meets Business Konferenz, Leiden, Niederlande, 2-3. Juli 1999; zitiert nach dem Powerbase-Artikel über Hakluyt: „We do not take anything off the shelf, nothing off the Net—we assume that any company worth its salt has done all of that,“ Hakluyt's Michael Maclay explained at a 1999 conference in the Netherlands. "We go with the judgement of people who know the countries, the élites, the industries, the local media, the local environmentalists, all the factors that will feed into big decisions being made."
  6. Masters of the great game turn to business. Globalisation and cross border mergers are increasing demand for Hakluyt's brand of intelligence, Financial Times vom 23.3.2000, zitiert nach Eveline Lubbers: Secret Manoeuvres in the Dark. Corporate and Policy Spying on Activists. London 2012, S. 142.
  7. Vgl. u.a. Greenpeace: Das Auge der Multis, Tagesspiegel vom 10.12.2000. Ausführliche Informationen auf englisch dazu in der Datenbank Powerbase, beides abgerufen am 09.01.13
  8. Ermordeter Geschäftsmann soll in China spioniert haben, Zeit Online vom 06.11.2012 abgerufen am 17.01.2013
  9. Mystery Deepens in Death of Briton in China, www.online.wsj.com vom 27.03.12 abgerufen am 17.01.13
  10. Briton Killed in China Had Spy Links
  11. Politiker Bo Xilai wegen Vertuschung unter Verdacht, Zeit Online vom 20.09.12 abgerufen am 17.01.13
  12. 12,0 12,1 12,2 [When Hakluyt worked for EADS]www.Inteligence Online.com vom 22.12.2006
  13. EADS und Irkut wollen strategische Partnerschaft ausbauen,www.eads.com vom 15.08.05 abgerufen am 17.01.13
  14. [1],www.eads.com vom 13.04.06 abgerufen am 17.01.13
  15. Hakluyt Continues to Work for EADS, Intelligence Online, vom 8.02.2007

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